Mustafa Kemal Pascha, seit 1934 mit dem Nachnamen Atatürk, war der Begründer der Republik Türkei und von 1923 bis 1938 erster Präsident der nach dem Ersten Weltkrieg aus dem Osmanischen Reich hervorgegangenen modernen Republik.
 
Ehepartnerin: Latife Uşşaki (verh. 1923–1925)
 
 

 

 

Geboren wurde Mustafa als Sohn der seit 1871 verheirateten Eheleute Ali Rıza Efendi und Zübeyde Hanım 1881 in Selânik, dem heute griechischen Thessaloniki, das damals Teil des Osmanischen Reiches war. Zugleich war es Heimstatt verschiedener Völker, in der Muslime mit Juden und Christen vorwiegend friedlich zusammenlebten. Mustafas Großvater väterlicherseits hieß Kızıl Hafız Ahmed Efendi. Seine Mutter war Tochter einer alteingesessenen bäuerlichen Familie des Städtchens Langaza (heute Langadas) bei Thessaloniki.

Es gibt verschiedene Vermutungen über Atatürks ethnische Abstammung – nach einigen Berichten soll er albanisch-mazedonischer Herkunft sein, er selbst behauptete später, von den Yörük-Turkmenen abzustammen –, jedoch gibt es für keine dieser Aussagen hinreichende Belege.[1] Gesichert ist, dass seine Eltern und seine nahen Verwandten türkische Muttersprachler waren; zudem hält Andrew Mango es für wahrscheinlich, dass es zumindest einige Slawen und Albaner unter seinen Vorfahren gab.[2]

Sein Vater Ali Rıza war zunächst als Beamter im Amt für religiöse Stiftungen, 1876/77 als Leutnant eines Freiwilligenbataillons, sodann als Zollbeamter und als Holzhändler tätig gewesen.[3] Von fünf Geschwistern Mustafas überlebte nur die Schwester Makbûle Atadan die Kindheit. Mustafa Kemals eigenes genaues Geburtsdatum steht nicht fest. Er selbst wählte dafür später den 19. Mai – das Datum, an dem er 1919 mit 38 Jahren in der anatolischen Küstenstadt Samsun landete, um Kräfte für die Befreiung des Landes von den Siegermächten des Ersten Weltkriegs und vom Sultanat zu sammeln.

Mustafas Kindheit war von mehreren Umbrüchen bestimmt, in denen mitunter bereits sein ausgeprägter Eigenwille[4] und seine Durchsetzungsfähigkeit zur Geltung kamen. Nur wenige Tage besuchte er, vor allem wegen der Aufnahmezeremonie, die von der Mutter gewollte Koranschule. Dann wechselte er mit Unterstützung des Vaters auf eine Privatschule nach westlichem Vorbild. Als er sieben Jahre alt war, starb sein Vater. Die Mutter, die ihre beiden verbliebenen Kinder kaum ernähren konnte, zog zu ihrem Bruder aufs Land, wo keinerlei geregelter Schulbesuch möglich war. Nach zweijähriger Schulpause wurde Mustafa in die Obhut seiner Tante in Thessaloniki gegeben, damit er wieder am Unterricht teilnehmen und nebenbei das Vieh des Onkels hüten konnte. Schlimme Prügel, verbunden mit blutigen Striemen auf dem Rücken, die er von einem Lehrer bezog, ließen ihn zum wiederholten Male zum Schulabbrecher werden und die Mittelschule relegierte ihn. Als Zwölfjähriger bewarb er sich dann heimlich an der militärischen Mittelschule in Saloniki, bestand die Aufnahmeprüfung und setzte seinen Willen anschließend gegen den Widerstand der Mutter durch. Den Beinamen Kemal (arabisch: Vollendung) hat ihm nach eigenem Bekunden sein dortiger Mathematiklehrer gegeben, den er mit seinen Fähigkeiten beeindruckte. Die Abschlussprüfung 1895 absolvierte er als Viertbester.

 

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© Hakan Karaovali